Arenen der Männlichkeit

An manchen Orten sind Männer unter sich. Meist nicht offiziell, aber faktisch. Zwecks „Geschäfte machen“ und „Kontakte knüpfen.“ Das sind Bereiche, in die Frauen nur selten vordringen und selbst wenn, haben sie es dort schwer: Wie man es macht, man wird es falsch machen.

So ein Fußballstadion ist ja ein mythischer Ort, aus den unterschiedlichsten Gründen: Für den Hobby-Soziologen und Psychologen, weil mancher Fußballverein zur Quasi-Religion geworden ist oder um weil ihn die Dynamik von Massen fasziniert. Wegen der unterschiedlichen Fankultur (Stichwort Groundhopping, also Besuche von Fußballspielen im Ausland, auch von Vereinen, für die man keine besondere Vorliebe hat). Dem Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Fußball (siehe dazu „How Football Explains the World von Franklin Foer). Oder eben auch wegen dem hohen Männeranteil und überhaupt dem Verhalten von Männern im Stadion. Wut, Geschimpfe, spontane Kumpelei (nach einem Tor kann es schonmal zu inflationären High-Fives kommen, eventuell, wenn man es drauf anlegt, auch zu Umarmungen mit Fremden), Fachsimpelei, Nostalgie, gebanntes Verfolgen des Spielfelds oder auch Gespräche mit Freunden, die man aus Anlass des Fußballspiels sieht.

Für Frauen ist da relativ wenig Platz, am Spielfeld, am Rand und auf den Zuschauerrängen (siehe dazu auch das Buch Arena der Männlichkeit, herausgegeben von Eva Kreisky und Georg Spitaler). Das schlägt sich bis auf den VIP-Bereich oder die Logen nieder. Also Bereiche, die von Firmen auf Dauer angemietet werden, um potentielle oder bestehende Geschäftspartner zu umgarnen. Inklusive kurzer Präsentation der Firma, gefolgt vom gemeinsamen Fußballschauen, gerne mit einem Bier.

Das ist freilich nur ein Beispiel für eine Arena der Männlichkeit. Es gibt viele davon. Orte, an denen man als Mann oft gar nicht merkt, von überwiegend anderen Männern umgeben zu sein. Nur wenig Awareness, weil es ja auch schon so war, als man als Jugendlicher ins Stadion gegangen ist. Orte, an denen eine ganz eigene Atmosphäre herrscht, Gespräche geführt werden, anders geführt werden. Sobald auch nur eine Frau dabei ist, ändert sich die Dynamik dann übrigens grundlegend. Meist tritt ein zivilisierender Effekt ein, oft werden die Themen geändert oder zumindest anders gehandhabt.

Es gibt viele Gründe für Geschlechterungleichheit (übrigens ganz unabhängig davon, ob und wie weit man sich daran stößt). Die Arenen der Männlichkeit spielen jedoch eine entscheidende Rolle: Sie sind ein strukturell-soziologisches Phänomen. Frauen werden hier nicht diskriminiert, sie sind einfach nicht da. Entweder, weil sie gar nicht erst eingeladen werden, nicht willkommen wären oder sie sich nicht wirklich wohlfühlen würden.

Wenn hier Geschäfte gemacht und Kontakte geknüpft bis gepflegt werden, haben Frauen also einen simplen, nicht genuin-erfassbaren Nachteil. Es wird schließlich gebondet. Wer nicht dabei ist, ist nicht dabei. Die offiziellen Treffen reichen nicht, es geht auch um das anschließende Bier, eventuell bei einem Fußballspiel (ob TV oder vor Ort ist letztlich egal).

Business ist mehr als Formalität, es geht letzten Endes auch um Vertrauen oder Sympathie. Wesenstnotwendige Bestandteile von Geschäftsbeziehungen, die erst zu späterer Stunde oder bei entsprechenden Anlässen beziehungsweise Events aufgebaut werden. Das Fußballstadion, auch die Loge, um beim Ausgangsbeispiel zu bleiben, ist für eine Frau oft genug nicht sonderlich attraktiv. Und selbst wenn, wird sie sich wer tun, als Fußball-Teamchefin akzeptiert zu werden.

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