Wenn man nächtens im Esterhazypark zum Runterkommen ein kleines Ghetto-Workout macht, kommt es manchmal zu Konversationen mit Fremden, die ihre Sonnenbrillen für den Mond tragen. Über Frauen, Kopfhörer und Ameisen zum Beispiel.
„Anscheinend kommen alle auf die Idee, Freitagnacht zu trainieren“ fragt mich der nicht mehr ganz so junge Herr mit Sonnenbrille (instant „I wear my sunglasses at night„-Ohrwurm). „Ich sehe nur uns 2.“ antworte ich.
„Ja, stimmt. Wieso bist du hier?“ — „Kann nicht schlafen“ (stimmt nicht; ich kann immer und überall (ein)schlafen, ask my close friends; eigentlich habe ich keine Ahnung, wieso ich hier bin).
„Ja, ich auch nicht.“
Mein Bauch sagt mir, dass es um eine Frau geht. „Geht es um eine Frau?“, frage ich. „Geht es nicht immer um Frauen?“ entgegnet er und trottet davon, womit ich mich wieder den Klimmzügen widmen kann. Er kommt zurück und sieht anscheinend einen Verbündeten in mir, sonst würde er nicht „wie viele Frauen sind es bei dir“ fragen. Ich will seine neugegründete Allianz nicht zurückweisen und fühle mich obendrein so weise wie der Archetyp des quasi-Mentors wie man ihn aus Hollywoodfilmen kennt, als ich ihm keuchend „wenn es mehrere Frauen sind, kann es keine sein“ entgegne.
Das hat gesessen, er setzt seine zwischenzeitlich abgesetzte Sonnenbrille wieder auf und erzählt davon, dass „seine“ (ich muss an Erich Fromms „Haben oder Sein“ denken; ja, auch Beziehungen sind eine Form der Inbesitznahme) immer „crazier“ vulgo verrückter geworden ist: „Am Anfang war noch alles gut. Jetzt ist sie weg. Hier ist ein Ameisenhaufen.“ Panisch blicke ich auf den Boden, kann aber keine Ameisen erkennen. „Nein, nicht hier. Wir alle sind Ameisen. Vom Universum aus betrachtet“ („that’s so deep“ denke ich mir halbironisch). Scheiße Mann, ich hab meine Kopfhörermuschel verloren.“ Ich helfe ihm suchen, kann sie aber auch nicht finden. Er bewegt sich immer weiter weg, ich mache noch ein paar Arnold-Dips und verabschiede mich mit einem „schlaf gut“ von ihm. Er sucht immer noch und murmelt etwas von „die schwarze Ohrmuschel im Ameisenhaufen.“ Irgendwie metaphorisch. Aber mit entsprechender Motivation lässt sich ja fast alles metaphorisch verstehen.