Ab wann ist ein Staat ein Staat?

Ich habe mich im Katapult Magazin mit der Frage befasst, was einen Staat ausmacht. Er ist jetzt mitsamt der schönen Grafiken (an dieser Stelle ein Kompliment an die Macher vom Katapult Magazin!) online abrufbar unter http://katapult-magazin.de/de/artikel/artikel/fulltext/wann-ist-ein-staat-ein-staat/

Ein Kommentar zu „Ab wann ist ein Staat ein Staat?

  1. Die Frage, ab wann ein Staat ein Staat sei, ist nicht so ganz leicht zu beantworten – wichtige Kriterien erläutert Autor Ralph Janik in seinem interessanten Beitrag.
    Dazu möchte ich hier gerne ein paar sprachliche Anmerkungen zum Begriff des Staates anfügen. Wikipedia verweist im Artikel „Staat“ auf die älteren Bergiffe: polis („Stadtstaat“), civitas („Bürgerschaft“), res publica („öffentliche Angelegenheit“), regimen („Königsherrschaft“), regnum („Königreich“) oder imperium („Herrschaftsbereich“).
    Platons Werk „Politeia“ wird im Deutschen übersetzt mit „Der Staat“, im Englischen „Republic“ und meint soviel wie „gute Verfassung“.
    Henry David Thoreaus Essay, der anlässlich seines 200. Geburtstags und aus anderen Gründen wieder beachtet wird, in deutscher Übersetzung „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“, war im Amerikanischen überschrieben „The Resistance to Civil Government“.
    Hobbes schrieb im „Leviathan“ über einen „Common-Wealth“, Locke schrieb seine Treatises über „Government“, also die Regierung, und Montesquieu über den Geist der Gesetze.
    Mit jedem der gebrauchten Begriffe aus den verschiedenen Sprachen ergeben sich unterschiedliche Akzentuierungen. Ich finde es spannend, wie sich aus dem Lateinischen in den europäischen Sprachen stutus, stato, estado, state, état, Staat usw. entwickelt haben. Dabei möchte ich gerne mal französische Nachbarn fragen, wann sie von République, von Nation und wann von l’État sprechen.
    Hegel hat mit seiner Rechtsphilosophie einerseits begriffliche Schärfe im Verhältnis von bürgerlicher Gesellschaft und Staat beigetragen, andererseits auch zu einer idealistischen Überhöhung des Staatsbegriffes. Dieser führte nicht nur zur marxistischen historisch-dialektischen Kritik, sondern im deutschen Sprachraum zur Herausbildung einer „Staatswissenschaft“ und mittelbar zu Gefolgschaft im Nationalsozialismus – was hier nicht weiter zu erörtern ist.
    Mit diesen Überlegungen möchte ich dazu anregen, einmal darüber nachzudenken, ob es nicht an der Zeit wäre, sich über den Begriff des Staates Gedanken zu machen und auch Jellineks und Webers Definitionen zu überprüfen.
    Wie sind die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, der israelisch-palästinensische, der syrische, oder in den afrikanischen Krisenherden zu lösen, wenn sie in den Kategorien europäischer oder gar deutscher Staatsbegrifflichkeit gedacht werden? Was hilft es, dann Etiketten zu vergeben wie „failed state“, wenn sich aus den kolonialen Grenzziehungen heraus neue politische Konstellationen ergeben?
    Insofern ist die „Staatsbildung“ nicht nur eine Angelegenheit der Kriege, sondern vielmehr des politischen Denkens, der politischen Bildung, kluger Diplomatie und Politik, gerade auch der Vereinten Nationen.

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