An den Unis sind unzählige Lehrende extern und befristet angestellt. Ich bin einer davon. Die von der Regierung geplante Novelle des Universitätsgesetzes gibt reichlich Anlass zur Sorge. Ein paar persönliche Zeilen.
Manchmal bekomme ich Mails mit einem „Herr Professor“. Da schreibe ich dann freundlich zurück, dass ich kein Professor bin, sondern (externer) Lehrbeauftragter. Damit bin ich nicht allein, im Gegenteil: teilweise werden zwischen 50 und 70% von der Lehre von „externen“ abgehalten, die semesterweise angestellt werden. Um die Kettenvertragsregelung zu umgehen, muss man nach 7 Jahren pausieren.
Manche von ihnen gehen einem anderen Brotberuf nach, also Praktiker aller Art, die auf der Universität Einblicke in die „Welt da draußen“ geben können. Andere sind in Projekten angestellt und unterrichten zusätzlich, wieder andere machen das sogar hauptberuflich (sogenannte Existenzlektoren).
Rechtlicher Graubereich
Die letzten beiden Gruppen leben in einem rechtlichen Graubereich, der mit vielen unsicheren Existenzen verbunden ist. Bisweilen unterrichtet man parallel an mehreren Fakultäten und versucht sich parallel dazu mit anderen Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Ein „Himmelfahrtskommando“; der Preis ist hoch, aber man bekommt etwas: Die Möglichkeit, sich auch ohne einer der begehrten und entsprechend knappen Professuren bzw. Laufbahnstellen mit Themen auseinandersetzen, für die man brennt – z.B. Völkerrecht und Menschenrechte – und Wissen vermitteln ist nun einmal eine ungemein schöne Tätigkeit.
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Der unbefriedigenden rechtlichen Situation bei befristeten Lehrbeauftragten will die Regierung nun mit der Universitätsgesetznovelle einen Riegel vorschieben. Künftig soll nach maximal acht (?) Jahren endgültig Schluss sein. Dann muss man entweder unbefristet angestellt werden oder, wenn das nicht geschieht, eine neue Uni suchen.
Ratio dahinter ist, Druck auf die Unis auszuüben, das akademische Prekariat abzulindern: Wenn sich jemand bewehrt hat, soll er/sie entfristet werden. Skeptiker geben zu bedenken, dass das jetzt schon nicht geschieht, obwohl es möglich wäre.
„Ins Ausland gehen“
Universitäre Alternativen sind dünn gesät. Die Vorbereitung für die Lehreinheiten oder die Routine im Umgang mit Studierenden und Prüfungen (es ist recht schwierig, faire Modalitäten oder -Fragen zu finden) wird dann mit einem Mal obsolet.
Vielleicht sucht und findet man was im Ausland, irgendwo im Nirgendwo. Wo man meistens wieder befristete Verträge bekommt. Familienplanung ist da eher schwierig, Wissenschaftler haben statistisch auch merklich seltener Kinder.
Das akademische Himmelfahrtskommando
Warum schreibe ich das? Weil man das von außen oft nicht weiß. Allgemein, so mein Eindruck, haben viele noch ein verklärtes bis romantisiertes, bisweilen auch ein gar negatives Bild von der Uni (der „Elfenbeinturm“, in dem man nichts tun muss).
Ich für meinen Teil dachte anfangs selbst, dass alle Lehrenden Professoren mit Fixanstellung seien. Als ich anno dazumal auf der Uni angefangen habe, war mir aber schon klar, dass es ein „Himmelfahrtskommando“ ist (von diesem Beitrag im Standard): Der akademische Markt wird eben von dem simplen Faktum dominiert, dass es mehr Angebot an Lehrenden/Wissenschaftlern als Nachfrage gibt.
Darauf eingelassen habe ich mich dennoch. Man hofft ja bis zuletzt, eine Ausnahme zu sein, publiziert, freut sich über positives Feedback der Studierenden, schreibt für ein breiteres Publikum. Missen will ich die Zeit nicht, ich würde es wieder tun. Umso schwerer fällt es, wenn man damit rechnen muss, dass es schneller vorbei sein könnte als einem lieb ist.
Danke und alle guten Wünsche!
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