Was wird heutzutage nicht alles über Werte geredet. Toleranz, Freiheit, Mitbestimmung, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung oder Solidarität. Über alledem scheint jedoch gerade in Zeiten des nicht enden wollenden gesellschaftlichen Wandels das große Bedürfnis nach Sicherheit zu thronen. Wir sind zu einer Sekuritätsgesellschaft geworden.
Risiko ist out. Junge Uni-Absolventen zieht es in den warmen Schoß des Staatsdienstes. Und wenn schon nicht Staat, dann immer noch anstellen lassen. Unternehmertum kostet Lebensqualität, wird zu hoch besteuert und zahlt sich angesichts der damit einhergehenden wirtschaftlichen Sorgen ganz allgemein einfach nicht aus. Die letzten Überreste einer genuinen Unternehmerkultur scheinen derzeit im Gestrüpp aus Regulierungsflut, Abgabenlast und schlechtem Ruf langsam aber stetig abzusterben.
Auch unser Essen soll möglichst auf alles geprüft sein oder weitreichende Angaben zu empfohlenen Tagesdosen enthalten. In der Luft dürfen gewisse Werte nicht überschritten werden. Jeder Handwerker hat ein Zertifikat aufweisen, das seine Befähigung zu diesem oder jenem bestätigt. Der Ausschluss von Risiko hat viele Gesichter.
Für aller Vorsorge zum Trotz eintretende Unannehmlichkeiten jedweder Art sind wir universalversichert. Bei Unfälle, Krankheiten, Jobverlust und das Alter umsorgt uns der Sozialstaat und wem das nicht reicht beziehungsweise wer es sich leisten kann obendrein die Zusatzversicherung.
Und dann natürlich die Sicherheit im engeren Sinne, also jene von Leib und Leben. Das große Stichwort Terrorismus, aber auch die Angst vor Ghettoisierung oder einem drastischen Anstieg der Kriminalitätsrate. Traut man diesem Staat die Gewährleistunf der Sicherheit (noch) zu? Was, wenn der Sozialstaat weiter verfällt oder gar in sich zusammenbricht? Wie robust ist der soziale Friede wirklich, wie schnell kann er kippen?
Die großen Fragen wie Freiheit oder Sicherheit sind so gesehen beantwortet oder, auf heutige Verhältnisse gemünzt, falsch gestellt. Es geht weniger um ein Entweder – Oder vielmehr besteht heute eine Art Stufenbau der Werteordnung, auf dem Sicherheit als Leitmaxime ganz oben rangiert während der große Rest sich in unterschiedlicher Intensität von ihr ableitet und hier seine Legitimationsgrundlage findet.
So spricht die Sekuritätsgesellschaft zwar gerne über die eingangs erwähnten Werte; aber als Grundvoraussetzung verlangt sie ihr immer noch einen gewissen – hohen – Mindeststandard in Sachen Sicherheit. Sobald dieser unterschritten wird, fällt das darauf aufgebaute Häuschen schnell in sich zusammen.